Die Geschichte des Gosbacher Schafhauses

Das im Salbuch von 1753 wie folgt beschriebene Schafhaus ist bestimmt nicht das älteste und erste der Gemeinde Gosbach. Das Schafhaus auf der Alb ist eine einstöckige Behausung mit einer Stuben, einer Küche, zwei Kammern und einer Schafstallung, 26 Schuh breit (7,50 Meter) und 60 Schuh lang (18 Meter), wobei auch ein Galgbrunnen steht am Laichinger Weg auf der Gmeind am Krenz der Halden Staigen und ist vor ungefähr 25 Jahren erbaut worden, da sich Sommerzeiten der Albschäfer hieselbst aufhält.

75 Jahre später, also 1828, wird berichtet, dass das Schafhaus droben auf der Alb sich in einem schlechten Zustand befinde. Es ist im Schafhaus alles verruiniert und gestohlen worden, man hat viele Riegelwandungen hinein-geschlagen, die Haustür gestohlen, in der Stiege die Staffel herausgeschlagen, auf der oberen Kammer Bretter aufgehöbt und auch viele Platten von dem Dache gestohlen, weil das Schafhaus im Winter nicht bewohnt war. Um weiterem Schaden vorzubeugen, musste der Gemeindepfleger den Ofen, die Fenster und die Stubentür nach Gosbach ins Rathaus fahren.

Nachdem das Haus wieder in Ordnung gebracht worden war, meldete sich ein Mühlhäuser Bürger, der dieses mit seiner Familie beziehen wollte, um das Schafhaus in Schutz zu nehmen, wie er versicherte. So ist vom Gemeinderat auf Gutachtung des Königlichen hochlöblichen Oberamtes dem Josef Huttenlauer bewilligt worden, dass er auf dem Schafhaus aufziehen darf mit seiner Familie auf Wohl und Verhalten, mit der Bedingung, dass er vom Gemeinderat in Mühlhausen ein Zeugnis beibringe, wann er und seine Familie von dem Schafhaus wieder abziehen, dass ihn und seine Familie die Gemeinde Mühlhausen wieder an- und aufnehmen müsse. Wann Kinder erzeugt werden auf dem Schafhaus, so haben sie keinen Anspruch auf die Gemeinde Gosbach. So hat der Gemeinderat von Mühlhausen ein Zeugnis ausgestellt, dass Huttenlauer vom Schafhaus wieder daherziehen müsse, denn die Gemeinde Gosbach darf keinen Anteil von dieser Familie haben. Huttenlauer musste dann auf Verlangen des Gemeinderates später auch wieder abziehen. Am 24. Dezember 1830 erschien die arme Witwe Bosch vor dem Gemeinderat und Bürger-ausschuss und brachte vor: Ich bin eine arme Frau und schon sehr alt und kann jetzt in der Winterszeit mich nicht ohne Lebensmittel auf dem Schafhaus aufhalten. Da man das Schaufhaus wegen mehrmaliger Beschädigung nicht unbewacht lassen konnte, so bekam die Witwe Bosch ein Scheffel Korn von der Gemeinde. Am alten Schafhaus wurde 1835 für die Bewohner desselben auch ein Brunnen gegraben. Da außer den Schafhaltern gelegentlich bettelarme Leute das Schafhaus bewohnten, kamen immer wieder auch Eigentumsdelikte vor. Am 24. November 1838 brannte das Schafhaus ab.

Es musste also neu gebaut werden. Der Schultheiß gab bekannt: Die Gemeinde Gosbach ist höheren Orts legitimiert auf diesiger Alp eine halbe Stunde von hier entfernt, ein neues Haus samt Schafstall non 100 Schuh lang (30 Meter) und 30 Schuh breit (9 Meter) erbauen zu lassen. Nach dem Überschlag beträgt die Maurerarbeit 983 Gulden 19 Kreuzer, Zimmerarbeit 70 Gulden 48 Kreuzer, Schlosserarbeit 31 Gulden 48 Kreuzer, Glasarbeit 13 Gulden 21 Kreuzer, Glaserarbeit 13 Gulden 21 Kreuzer. In dieser Abstreichsverhandlung werden die Liebhaber auf Donnerstag, den 13. Februar 1840 vormittags 10 Uhr auswärtige Unbekannte mit Vermögenszeugnissen versehen, auf das hiesige Rathaus eingeladen. Ende Februar 1840 wurden die Arbeiten begonnen, und im Oktober des gleichen Jahres war das neue Schafhaus auf der Alb gebaut. Ihm wurde auch ein Haus für den Schäfer angefügt. Dieses bestand aus einer heizbaren Stube, einer Küche, einer Kammer und einem Keller. Da sich von Gosbach niemand bereitfand, dieses abgelegene Haus zu beziehen, zog dort der Bürger und Musikant Johannes Schweizer von Ditzenbach ein.

Nach dem Tode von J. Schweizer hat seine Witwe das Haus weiter bewohnt und durfte ein Stück Acker vom Schafhaus mitbenützen. Das Haus stand am Waldrand in nächster Nähe vom Großmannshof und wurde nach 95 Jahren, im Jahre 1935, abgebrochen.

Anschließend wurde mit dem Bau des derzeitigen Schafhauses begonnen, welches auf dem Jähgerhäusles Bühl für 500 RM von Maurermeister Steiner, Deggingen, und Zimmermann A. Bitter, Gosbach, errichtet wurde, Die Maße betragen: 40 Meter Länge, 9 Meter Breite und ca. 5 Meter Höhe. Die Bedachung besteht aus Welleternit. Ein großer Teil des Holzes von Altbau wurde auch für den Neubau wieder verwendet. Für den Schäfer wurde ein kleiner Aufenthaltsraum vorgesehen. Den Bauplan lieferte kostenlos die Landesbauernschaft Württemberg. Der letzte Schäfer, der das Schafhaus benützte, hieß Mühlhäuser und kam von Ohmden. Infolge der Flurbereinigung und durch die neuere intensive Bewirtschaftung mit Schleppern und Maschinen, wie auch durch den Mehreinsatz von Kunstdünger wurde die Herbstweiden und zunehmend von Landwirten mit Abweiden von Jungvieh und Abmähen selbst genutzt. Zusätzlich wurden die Ödflächen, die vor dem Sommer zur Weide genutzt wurden, immer mehr durch Aufforstungen ersetzt.

Dies waren auch die Gründe, warum das Schafhaus dann nicht mehr seinen Zweck entsprechend verwendet wurde. Es stand mehrere Jahre leer und wurde schließlich im Jahr 1969 von der Gosbacher Faschingsgesellschaft in Pacht übernommen. Die Faschingsgesellschaft renovierte das Gebäude von innen und verwendet es nun zu Aufbewahrung von Geräten und zur Durchführung von Veranstaltungen. Der Vorplatz wurde eingeschottert und dient als Parkplatz. Das Schafhaus wird heute die Loidiga-Ranch genannt.

 

QUELLE: Aus dem Heimatbuch GOSBACH anlässlich des 850-jährigen Jubiläums